Sonntag, 9. Oktober 2016

Ich bin umgezogen

Seit fast acht Monaten laufe ich barfuß. Dabei habe ich nicht nur erkannt, dass meine Füße die Körpertemperatur steuern. Ich habe auch gelernt, dass ich mir oft selbst im Weg stehe. Es ist nicht wichtig, was die Anderen denken, was die Norm ist. Wichtig ist einzig und allein, dass DU dich wohl fühlst.

Ich fühle mich wohl, wenn ich all die Dinge teilen kann, die mich bewegen. Deshalb habe ich meinen Blog erweitert. Ab sofort geht es hier weiter mit dem Abenteuer Barfußgehen.

Ich hoffe, dass ich auch mit meinen anderen Themen dein Interesse treffe. Dann teile doch gerne meine Inhalte.

Pass' auf dich auf.

Liebe Grüße
Katja 

Sonntag, 15. Mai 2016

Ballengang baut den Körper um - hilf' ihm!

Wenn ich mich entscheide, dann gibt es nur GANZ oder GAR NICHT. Deshalb habe ich am 14. Februar 2016 meine Schuhe ausgezogen und laufe seitdem barfuß. Lediglich in Eis und Schnee habe ich meine selbstgemachten Huaraches oder die genähten Ballerinas angezogen. Das hatte allerdings Folgen. Ich hatte heftigen Muskelkater, meine Sprunggelenke schmerzten, die Ballen brannten.

Jetzt, nach drei Monaten, sieht die ganze Sache schon etwas anders aus. Meine Fußsohlen werden aus kräftigen Muskeln gebildet. Die Haut ist fester geworden, so dass sie nicht mehr so empfindlich auf Steinchen und abgebrochene Zweige reagieren. Vor ein paar Tagen - wir hatten ja in den letzten zwei Wochen wirklich Glück mit dem Wetter - bin ich auf einen abgeschnittenen Rosenzweig getreten. Ein Dorn stach mir in die Fußsohle. Es piekste kurz, so dass ich nachsah. Der Dorn steckte in der Haut, aber es kam kein Blut. Ich konnte ihn einfach herausziehen. Im letzten Sommer hätte meine Haut geblutet, weil die Haut viel dünner war.

Auch die Statik meines Skeletts hat sich verändert. Bereits am dritten Tag merkte ich beim Yoga, dass meine Fußknöchel nicht mehr aneinander stießen. Meine Zehen haben den Kontakt zueinander aufgegeben. Die klebten ja fast aneinander, weil sie sonst keinen Platz in meinen Pumps gefunden hätten. Jetzt kann ich sie sogar abspreizen.

Diese Veränderungen bewirken mehr in meinem Körper als ich dachte. Die Muskeln werden anders belastet, was eine Wirkung auf die Ausrichtung des Skeletts hat. Ich unterstütze ihn deshalb mit Osteopathie. Danach bin ich zwar immer ziemlich erschöpft, aber die Bewegung hat danach eine andere Qualität. Mein Körper scheint immer mehr in der Lage zu sein, seine Möglichkeiten zusammenzufassen - als Ganzes zu agieren und nicht mit jedem Körperteil isoliert. Das spart Kraft und verursacht in mir ein Gefühl, das ich gar nicht beschreiben kann. Ich fühle, wie mein Körper von Muskeln gehalten und begrenzt wird. Es fühlt sich richtig und stark an. Das mag ich. :-)

Außerdem habe ich mir in der Anfangszeit angewöhnt, jeden Abend meine Füße zu baden. Das entspannt die Muskeln und weicht die Hornhaut auf. Die glätte ich jeden Abend mit einem leichten Bimsstein. Die Hornhaut an den Fersen ist dadurch immer schön glatt und kann so gar nicht reißen. Danach fette ich sie mit Sheabutter ein. Dadurch kann sich auch weniger feiner Staub in die Haut fressen.

Ich finde, wenn ich Körperteile nackt zeige, sollten das bei anderen Menschen keinen Ekel erzeugen. Manchmal wird mir allerdings schlecht, wenn Barfüßer Fotos ihrer Füße bei Facebook posten. Schmutzige Füße sind OK. Sie sind ja in Gebrauch. Was man das aber an ungepflegten Füßen sieht, ist manchmal echt gruselig. Die Fersen sind so voller Rhagaden, dass ich schon beim Ansehen Schmerzen habe. Als Staatliche geprüfte Kosmetikerin habe ich in den Jahren, in denen ich diesen Beruf ausgeübte, einiges gesehen. Aber meine Kunden hatten trotz aller Fehlstellungen und Probleme gepflegte Füße. Wer sich also nicht selbst um seine Füße kümmern kann, sollte sie in Fachhände geben. Sie sollen doch noch lange halten.

Tipps für Neu-Barfüßer:
  • steige um auf den Ballengang
  • erhöhe die Zeit, in denen du barfuß gehst, so langsam, dass dein Körper Zeit hat, sich an die Veränderungen anzupassen
  • ziehe auch ab und zu mal Schuhe mit Fußbett ab, z. B. Croc, um den Muskeln die Möglichkeit zum Ausruhen zu geben
  • bei Muskelkater helfen Arnica-D6-Globuli
  • pflege deine Füße, benutze naturreine Fette, die wenig Säure enthalten (unsere Haut ist basisch)
  • reinige deine Füße mit richtiger Seife (die ist basisch) oder gebe ins Wasser etwas Natron
  • unterstütze deinen Körper mit Osteopathie, damit er besser mit den Veränderungen umgehen kann
  • Du bist kein Weichei, wenn du nicht auf Split läufst. Steigere die Reize langsam.
  • Hab' Spaß!

Donnerstag, 5. Mai 2016

Ich entscheide ...

Die Natur explodiert. 
Was war das für ein herrlicher Tag heute. Die Sonne schien warm, der Wind war lau. Ringsum schießt das Grün in die Höhe, und ich war mittendrin in meinem Sommerkleid - ohne Schuhe. Als ich so durch den warmen Sand lief musste ich an den Winter denken. Was mache ich, wenn es kalt ist? Ich habe vor drei Monaten - also mitten im Winter - die Schuhe ausgezogen. Das kommt mir schon so ewig vor. Ich muss mich schon sehr darauf konzentrieren, wenn ich mich erinnern will. Barfuß zu laufen ist für mich total normal geworden. Ich suche morgens nach dem Aufstehen nicht mehr nach meinen Hausschuhen. Das Haus verlasse ich meistens barfuß. Nur zu manchen Terminen ziehe ich meine selbstgenähten Ballerinas an.

Es ist so herrlich einfach, keine Schuhe anziehen zu müssen. Jetzt schaue ich höchstens mal, ob der Nagellack zu meinem Kleid passt. Früher musste ich noch die farblich passenden Schuhe finden. ;-) Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da hatte ich nur ein schwarzes und ein weißes Paar Schuhe. Die passten immer. Aber nachdem meine Kinder weg waren, trieb ich's bunt. ;-) Mit den Jahren hat sich da die ganze Farbpaletten in meinem Schuhschrank eingefunden. Je mehr man hat, desto komplizierter wird das Leben - finde ich. Machen wir uns das Leben selbst schwer? Warum bleiben wir nicht einfach bei den einfachen, überschaubaren Dingen? Ist es die Herausforderung, etwas Neues zu entdecken oder ausprobieren zu können?

Ich kann mir ein Leben ohne iPad zwar vorstellen, ohne iPad ist das Leben nicht weniger sinnvoll als mit, aber ich genieße die Bequemlichkeit, jederzeit alles für mich Wichtige zur Hand zu haben. Ich glaube, darin liegt die Kunst, die Balance zwischen Einfachheit und Komfort zu finden. Ich mag diesen Balanceakt. Er lässt mich fühlen, dass ich lebe. Ich darf entscheiden. Ich mag es gar nicht, militant an einer Sache festzuhalten. Ich hab's mal mit vegetarischem und später auch mit veganem Essen versucht. Kann man machen. Schmeckt auch. Aber nicht jeden Tag. Nicht für mich. Ich brauche die Vielfalt, aus der ich mir aussuche, was gerade JETZT gut für mich ist.

Ein Hoch auf die Freiheit, selbst entscheiden zu können!

Mittwoch, 30. März 2016

Ich hab's getan - bei C+3 und strömendem Regen!

Der Regen strömte die Windschutzscheibe herab, der Wischer lief auf höchster Stufe. Außentemperatur C+3. Gummistiefelwetter! Wer solche nicht sein eigen nennt - und auch trägt - hat heute große Chance auf richtig nasse Füße, und zwar den ganzen Tag lang. Was sollte ich dann mit meinen Selbstgenähten ausrichten? Die würden im Handumdrehen komplett durchgeweicht sein. Ich konnte direkt spüren, wie meine Füße in den nassen Sohlen platschten. Igitt! Dann doch lieber barfuß. Es ist ja noch dunkel, und kurz nach 6 Uhr sind höchstens die Hausmeister in der Speicherstadt unterwegs.

Also die nackten Füße voller Tatendrang aus dem Auto geschwungen. Der erste Kontakt mit der Außenwelt war dann doch nicht so unangenehm, wie befürchtet. Ich habe also meine Kapuze zusammengezogen und bin voller Tatendrang losmarschiert. Nach ein paar Schritten hatte mich die Realität in Form von eisiger Kälte eingeholt. Bin ich denn bescheuert? Es ist saukalt, es schüttet aus Eimern, und ich spaziere barfuß durch die Gegend.

Meine Ballen waren ganz gefühllos von der Kälte. Luftanhalten half da auch nicht. Zu den Schmerzen, die die Kälte verursachte kamen dann auch noch die pieksigen Steine. Was ich als Schuhträger sehr hilfreich fand, kann ich als Barfußträger leider nicht so leicht ertragen. Am schlimmsten war es auf dem großen Parkplatz an den Deichtorhallen. Der Asphalt ist mit einer üblen Splitschicht versehen. Möglicherweise erhöht sie bei Glätte die Haftung, aber meine Füße wären lieber drüber geschwebt. Trotzdem nahm ich den kürzesten Weg und bin nicht die Fahrbahnmarkierungen entlang gegangen. Das war mir dann doch zu blöd. Ich hatte mich fürs Barfußgehen entschieden, dann wird es auch durchgezogen! Manchmal fiel mir ein, das Atmen ganz gut wäre. Ich pumpte wie ein Maikäfer.

Schön war es, als ich endlich in der Speicherstadt ankam. Da konnte ich auf der Fahrbahn gehen, die mit Kopfsteinen gepflastert ist. Die sind so herrlich glatt. Die unregelmäßige Form tut meinen Füßen gut: keine rauhen Oberflächen, keine scharfen Kanten. Ich konnte durch Pfützen patschen und musste mir keine Gedanken über nasse Schuhe machen. Das war schon schön. Eigentlich sollte ich öfter mal so etwas "Verrücktes" tun. Das bringt sicherlich Schwung ins Leben. ;-)

Trotzdem war ich froh, als ich endlich die Eingangstür aufziehen konnte und im Fahrstuhl auf der weichen Schmutzfangmatte stand. Meine Füße fingen fast sofort an zu glühen, mein Atem entspannte sich. Ist das schön, wenn der Schmerz nachlässt.

Fazit: Nur die Harten komm'n in'n Garten! Ich bin froh, dass es Frühling wird. :-)

Donnerstag, 17. März 2016

Meine Füße sind Thermostate

Heute Morgen waren schon wieder Minus Fünf. So langsam nerven mich die Temperaturen, denn neben meinen selbstgenähten Treterchen muss ich immer noch Söckchen anziehen, damit meine Füße auf dem Weg ins Büro nicht total gefühllos werden. Gestern hatte ich allerdings Strumpfhosen an – Feinstrumpfhosen. Das war ein Fehler! Offensichtlich verursachen die eine stärkere Reibung als meine Baumwollsocken, so dass mir jetzt noch die Ballen brennen. Wieder was gelernt. ;-)


Aber cool ist es schon zu beobachten, welch ausgeklügeltes Klimasystem in uns installiert ist. Meine Fußsohle kann ich nach etwa fünf Minuten auf den eiskalten Steinen fast nicht mehr fühlen. Dann setzt der Turbo ein und heizt. Damit kehrt auch das Gefühl zurück. Das ist der Unterschied, der mir im Gegensatz zu meiner Zeit in Schuhen besonders auffällt. Wenn die Füße in Schuhen erstmal kalt waren, wurden sie nur noch kälter, aber auf keinen Fall wärmer. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, jetzt die paar Minuten durchzustehen. Wenn ich im Büro bin, ziehe ich Strümpfe und Treterchen aus. Meine Zehen sind rot und warm. Ich finde auch keine leichten Erfrierungen, wie man vermuten könnte. Die exponierten Stellen sind besonders rot – da glüht der Ofen. Wenn mir kalt ist, ziehe ich lieber eine Jacke über, als die Socken wieder an. Das wärmt mich schneller. Die Füße scheinen so etwas wie Thermostate für den Körper zu sein. Da wäre es doch widersinnig, sie einzupacken. Das mache ich mit dem Temperaturfühler an meiner Heizung ja auch nicht.

Samstag, 12. März 2016

Wohlfühlprogramm vs. Pflastermüdigkeit

In der letzten Woche war ich täglich auf den harten Wegen Hamburgs unterwegs. Was für ein Unterschied zu den weichen Waldwegen, die ich bislang in meiner Barfußkarriere gegangen bin. Obwohl es nicht so kalt war, wie in den Tagen, als ich mit dem Barfußgehen startete, hatte ich das Gefühl, meine Fußsohlen verabschieden sich von mit, speziell die Ballen. Genau an den Stellen, an denen ich früher, als ich noch im Tae Kwon Do aktiv war, dicke Hornplatten hatte, sind die Ballen gereizt. Ich vermute die Ursache in der Reibung zwischen der Fußsohle und dem Sohlenleder meiner Ballerinas. Demnach sollte sich das Problem bei wärmeren Temperaturen erledigen, da ich dann keinen Kälteschutz mehr benötige. 

Obwohl meine Fußmuskeln sich in den ersten Wochen gut entwickelt hatten, war das harte Straßenpflaster anstrengend. Pflastermüdigkeit entsteht also nicht nur, wenn man in Schuhen auf den künstlich angelegten Wegen unterwegs ist. Ich war abends sehr müde. Meine Füße schmerzten. Aber es schmerzten die Muskeln und nicht wie früher die Knochen. Das lässt ja schon mal hoffen. ;-) Was also tun? Ich bin froh, dass es die Barfuß Community gibt. Da habe ich hilfreiche Tipps und Anregungen bekommen, meinen Füßen zu helfen. Die vordringlichste Frage ist für mich, wie ich mit dem Straßenpflaster umgehe. Ich habe mir also ein kleines Wohlfühlprogramm ausgedacht: warmes Fußbad, lockernde Massage, einfach nur baumeln lassen.

Baumeln lassen! Das geht sehr gut auf dem Pferd. Nach meinen beklemmenden Erfahrungen mit den Boots habe ich mich entschlossen, mit meinen Barfuß-Ballerinas in den Stall zu gehen. Gepaart mit Baumwollsöckchen kann ich damit recht lange im kalten Matsch stehen. Ich fühle mich mit meiner Entscheidung sehr wohl. Natürlich gab's auch schon über verschiedene Kanäle Kritik. So'n Pferd ist ja nicht gerade ein Fliegengewicht. Aber wer bin ich, anderen Menschen Anweisungen zu geben? Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss deshalb auch selbst entscheiden, welche Risiken er eingeht. Ich fühle mich mit meiner Entscheidung sehr wohl. Ich fühle mich Madeira noch stärker verbunden, wenn ich auch barfuß bin. Das wird ganz deutlich in den Fortschritten, die wir beide machen. Die basieren schließlich auf Vertrauen.

So flog mich denn gestern der Gedanke an auszureiten, und zwar ohne Sattel, barfuß und selbstverständlich ohne Trense. Kennst du das? Ohne Zusammenhang schießt dir eine Idee in den Kopf und du bist ganz sicher, dass dafür genau der richtige Zeitpunkt ist? So war es gestern bei mir. Ich bin also erst auf den Reitplatz gegangen, auf dem wir uns beide gelockert haben. Es macht mir immer großen Spaß zu sehen, wie Madeira auf meine Gesten reagiert und was sie mir so anbietet. Manchmal breche ich in schallendes Gelächter aus, weil sie mich dann an unseren Hund erinnert. Ich denke, dass die Indianer Pferde nicht ohne Grund "große Hunde" nennen. 

Bei unglaublichen drei Grad Plus und nahezu Windstille legte ich Madeira ihr peruanische Bosal an und schwang mich - dank meiner täglichen kleinen Yogaeinheit - ganz locker auf ihren Rücken. Es ist ein schönes Gefühl, sanft auf dem Pferderücken zu landen und nicht zu plumpsen. Da weiß ich, wofür ich meinen Körper trainiere, und mein Pferd findet es irgendwie auch besser, denn es bleibt stehen, bis der Auftrag zum Losreiten kommt. Wir sind eine kleine Feierabendrunde gegangen. Madeira ist auch niemals stürmich losgetrabt, sondern immer schön gesetzt. Da kann ich gar nicht anders, als mit Dauerlächeln auf dem Pferd zu sitzen. Ich vermute, dass meine locker hängenden Füße und die entspannte Beinmuskulatur zu diesem Erlebnis beitragen. Den Rest des Weges bin ich zu Fuß gegangen. Gott, war das herrlich, durch den weichen Matsch zu gehen, das Moos unter den Füßen zu spüren. Ich konnte sie förmlich aufatmen hören. Wunderbar zu spüren, wie sich die Muskeln entspannen, der Fuß wieder ganz weit wird.

Es sind so viele Kleinigkeiten, mit denen wir unser Leben schöner machen können.

Mittwoch, 9. März 2016

Fußgymnastik an der Ampel und Erlebnisgehen auf dem Parkplatz

Was machst du, wenn du an einer roten Ampel stehst und darauf wartest, dass sie endlich umspringt und du losgehen darfst? Bislang habe ich immer die vorbeifahrenden Autos angeschaut und darauf gewartet, dass es vorbei geht. Aber heute war ich zum ersten mal als Barfüßerin in der Mittagspause. Meine Füße haben in den letzten drei Wochen ein starkes Eigenleben entwickelt. Heute Mittag zum Beispiel stand ich mit einem mal auf den Außenkanten meiner Füße und habe Fußgymnastik gemacht. Tat das gut. Mach das mal in Schuhen! ;-)

Ja, ich hab's getan, bin barfuß zur Arbeit marschiert. Nachdem ich mir tagelang darüber den Kopf zerbrochen habe, was ich mit meinen Füßen im Büro mache, kam irgendwann Entwarnung. Ich habe hin und her überlegt, warum ich mich mit dem Gedanken, barfuß zum Einkaufen oder ins Büro zu gehen, so schwer tue, dabei war die Lösung ganz einfach. Sie war in mir. In einem entspannten Moment bei Madeira flog mich die Erkenntnis an, dass es überhaupt nicht um andere Leute geht, sondern nur um mich selbst. Ich wollte nicht barfuß ins Büro gehen. Nackte Füße sind für mich privat. Die haben im Job nichts zu suchen. Ich habe lange gebraucht, um im Sommer statt Pumps Sandaletten im Büro zu tragen. Wir haben keinen steifen Dresscode. Trotzdem, nackte Füße gehören in meiner Welt nicht ins Büro. Alles gut. ;-)

Mit meinen selbstgenähten Ballerinas bin ich auch sehr zufrieden. Sie sind nicht nur schön schwarz, sondern auch nur 2 mm stark. Perfekt! Das einzige, was nicht perfekt ist, ist das Wetter. Das ist soooo kalt morgens. Als ich gestern bei C-5 vor die Tür ging, fielen mich leise Zweifel an. Aber ich habe vom Parkplatz zur Firma nur zwölf Minuten Fußweg. Da habe ich in meinen ersten Barfußwochen ganz andere Zeiten gehabt. Aber es ist tatsächlich ein großer Unterschied, ob man auf Waldboden oder Hamburger Pflaster unterwegs ist. Der Waldboden ist nicht so kalt, wie Stein. Ich habe es vermutet, aber an den letzten beiden Morgen auch erfahren.

Aber es ist so interessant, durch Hamburg quasi barfüßig zu gehen. Was es da so alles gibt! Asphalt mit und ohne Split, kleine quadratische Betonsteine mit Poren, große Steine aus Waschbeton, große Steinplatten, geschliffenen Granit, Kopfsteinpflaster, die Fahrbahnmarkierungen, Querrinnen in der Fahrbahn. Meine Füße saugen diese neuen Informationen in sich auf. Sie schmiegen sich an kleine Erhöhungen und rollen über Kanten. Es ist so ein ganz anderes Gehen ohne die starre Sohle, die mich von der Erde trennt. Das Fühlen kommt wieder. Durch die Füße bekomme ich einen ganz anderen Zugang zu meiner Umwelt. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle mich wacher - nicht unbedingt ausgeschlafener - aber irgendwie offener für Eindrücke. Ich habe viele Ideen, bin entspannter in stressigen Situationen. Ich kann das alles gar nicht aufzählen. Am besten ist es, du probierst es selbst aus. Ich kann es mir überhaupt nicht mehr vorstellen, jemals wieder Schuhe anzuziehen. :-)